Die sprunghaft angestiegenen Zinsen haben für einige Turbolenzen, für Besorgnis, aber bei einigen auch für Freude gesorgt. Seit Ende des letzten Jahres ziehen die Leitzinsen in Europa, aber auch in den vereinigten Staaten stark an. Was für einige ein Grund zur Sorge ist, dass ist für klassische Sparer wiederum ein Lichtblick. Wie es um die Auswirkung steigender Zinsen auf dein Depot, die Wirtschaft und auch die Banken bestellt ist.
Warum steigen die Zinsen überhaupt?
Seit inzwischen einem Jahr beginnen die Notenbanken weltweit, insbesondere die FED in den USA, aber auch die Europäische Zentralbank (EZB) damit, die Zinsen schritt für schritt anzuheben. Das Hauptziel von Notenbanken ist es, die Inflation einzudämmen, also für eine gewisse Geldstabilität zu sorgen. Rund 2% Inflation ist laut EZB als Inflationsrate akzeptabel. Von dieser Inflationsrate sind wir aktuell jedoch weit entfernt. Das ist auch der Grund dafür, warum Notenbanken wie die EZB den Leitzins nach eine jahrelangen Phase der Nullzinspolitik wieder sukzessive anhebt. Was auf der einen Seite die Teuerung bekämpfen soll, dass wirkt sich an anderer Stelle jedoch unter Umständen negativ aus.
Hauptziele der EZB
- Das Hauptziel der EZB ist es, im Euroraum Stabile Preise zu gewährleisten. Die EZB definiert Preisstabilität als eine jährliche Inflationsrate von unter, aber nahe bei 2% über mittelfristigen Zeitraum
- Ein weiteres Ziel von Notenbanken wie der EZB ist es, zu einem Wirtschaftswachstum und einem hohen Beschäftigungsniveau beizutragen. Doch dies geschieht stets unter der Berücksichtigung des Hauptziels, der Preisstabilität.
- Zu guter Letzt gehört es aber auch zur Aufgabe der EZB, im Euroraum für eine Währungsstabilität zu sorgen. Schließlich soll die Europäische Währung stabil und robust sein, damit diese auch international hohe Akzeptanz genießt.
Um die Ziele auch zu erreichen nutzt die EZB diverse Maßnahmen und Instrumente. Dazu gehört neben der Anpassung des Zinsniveaus auch die Bereitstellung von Liquidität oder die Durchführung von Offenmarktgeschäften.

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Auswirkungen steigender Zinsen auf Wertpapiere und dein Depotkonto
Steigende Zinsen haben meist auch Auswirkungen auf Wertpapiere wie Aktien oder Anleihen. Grundsätzlich wird davon gesprochen, dass steigende Zinsen insbesondere für den Aktienmarkt eher schlecht sind. Einige Auswirkungen steigender Zinsen habe ich im Folgenden für dich zusammengetragen.
1. Auswirkungen steigender Zinsen auf Anleihen
Wenn die Marktzinsen, also der Leitzins steigt, dann sinken in der Regel die Preise von Anleihen. Der Grund dafür ist einfach: Anleger können für neu emittierte Anleihen höhere Zinsen verlangen. Das sorgt bei bereits ausgegebenen Anleihen meist unmittelbar für Kursverluste. Natürlich ist es nicht ganz so einfach. Wie hoch Kursverluste ausfallen hängt zudem von verschiedenen Faktoren ab. Dazu gehört neben der Restlaufzeit auch die Bonität des Emittenten. Und auch die Art der Anleihe ist nicht unerheblich.
2. Auswirkung steigender Zinsen auf Aktien
Auch auf Aktien wirken sich steigende Zinsen aus. Steigende Zinsen führen dazu, dass Unternehmen höhere Kosten für Kredite und Finanzierungen tragen müssen und gegebenenfalls weniger Kapital für Investitionen zur Verfügung steht. Das kann natürlich negative Auswirkungen auf den Gewinn des Unternehmens haben. Steigen Marktzinsen also nachhaltig, so kann es passieren, dass Aktieninvestoren Aktien verkaufen. Das wiederum führt letztendlich zu niedrigeren Kursen auf dem Aktienmarkt.
3. Auswirkungen steigender Zinsen auf Währungen
Wenn die Zinsen steigen, werden Währungen der Länder für Investoren attraktiver. Hohe Zinsen ziehen in der Regel ausländische Investoren an. Das liegt daran, dass diese dann von höheren Renditen profitieren können als im eigenen Land. Die Nachfrage nach der Währung wertet diese letztendlich auf.
4. Auswirkungen steigender Zinsen auf Immobilien
Gerade auf dem Immobilienmarkt können steigende Zinsen erhebliche Auswirkungen haben. Durch steigende Zinskosten bei der Immobilienfinanzierung können sich immer weniger Menschen die in den letzten Jahren immer teurer gewordene Immobilie leisten. Dadurch verringert sich die Nachfrage nach Wohneigentum. Das birgt die Gefahr, dass Immobilienpreise rückläufig sind. In Ballungsräumen und Top-Lagen jedoch verbleiben Immobilienpreise auch bei steigenden Zinsen oftmals trotzdem auf einem hohen Niveau. Grund hierfür ist neben einem hohen Zuzug auch der Mangel an Wohnraum.
5. Auswirkung steigender Zinsen auf Banken und Finanzinstitute
Steigende Zinsen haben auch Auswirkungen auf Banken, Versicherungen und andere Finanzinstitute. Hier gilt es jedoch zwischen positiven und negativen Auswirkungen zu unterscheiden. Wobei die negativen Folgen von Zinsanstiegen für Banken durchaus überwiegen.
Positive Auswirkung auf Banken
Bei steigenden Zinsen können Finanzinstitute und Banken Ihre Zinsen für Kredite und Finanzierungen anheben, während Sie den Zinssatz für Einlagen nur moderat erhöhen. Das steigert die Marge und im Endeffekt den Gewinn.
Negative Auswirkungen auf Banken
Auf der anderen Seite führen Zinssteigerungen meist zu einer sinkenden Nachfrage nach Krediten. Bei Zinssätzen, die nicht mehr so attraktiv sind, überlegt ein Verbraucher länger, ob er einen Abschluss tätigt. Das gleiche gilt für Unternehmen, wird der Zins für die Investitionsfinanzierung zu teuer, werden Projekte womöglich zunächst verschoben, oder gar ganz auf Eis gelegt. Banken haben dann das Nachsehen und somit niedrigere Erträge.
Ein nicht unerhebliches Risiko stellen die steigenden Ausfallrisiken dar, die mit einem Zinsanstieg einher gehen. Es kann durchaus vorkommen, dass ein Kreditnehmer wegen steigender Zinslast in Schwierigkeiten bei der Rückzahlung seines Darlehens gerät. Passiert das in großem Stil, so birgt das für die Bank das Risiko von hohen Abschreibungen.
Banken halten oft festverzinsliche Wertpapiere wie Anleihen in ihren Portfolios. Wie bereits beschrieben beeinflussen Zinsanstiege die Kurse von festverzinslichen Anleihen. In der Bilanz einer Bank kann diese Tatsache zu Buchverlusten, und damit ebenfalls zu notwendigen Abschreibungen führen.
6. Auswirkung steigender Zinsen auf die Wirtschaft
Betrachtet man die Wirtschaft, so können steigende Zinsen erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschaft von einzelnen Ländern oder etwa eines gesamten Wirtschaftsraums haben.
Steigende Zinsen lähmen die Wirtschaft, da Finanzierungen für Unternehmen höhere Kosten verursachen. Aber auch der Konsum wird mit weiter anziehenden Marktzinsen weiter gebremst. Denn Verbraucher neigen dazu, weniger Geld auszugeben, wenn Kosten für Immobilien- oder Konsumkredite, Autofinanzierungen oder Leasing teurer werden. Anschaffungen werden oftmals verschoben. Es fließt also weniger Geld in den Wirtschaftskreislauf, was das Wirtschaftswachstum beeinflussen kann.
Und auch die Inflation spielt eine große Rolle. Mit steigenden Zinsen versuchen Notenbanken, die Inflation in den Griff zu bekommen um das Hauptziel, nämlich eine Inflationsrate von um die 2 Prozent, nicht aus den Augen zu verlieren. Der Hintergedanke ist, dass eine niedrigere Inflation die Kaufkraft ankurbelt. Bleibt die Inflation hingegen hoch, so hemmt sie Wachstum der Wirtschaft.

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Fazit – Steigende Zinsen und was diese bedeuten
Wie du siehst können höhere und vor allem weiter steigende Zinsen erhebliche Auswirkungen auf dein Depot, aber auch auf die Wirtschaft selbst und auch auf einzelne Marktteilnehmer wie Banken haben.
Auf der einen Seite versuchen EZB und FED, die Inflation in den Griff zu bekommen. Auf der anderen Seite bedeuten höhere und vor allem weitere steigende Zinsen Risiken für Banken. Und gerade eine neue Bankenkrise möchten im Grunde alle verhindern.
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