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Wie die Immobilienkrise zur Finanzkrise wurde. Was heute anders ist

Wie die Immobilienkrise zur Finanzkrise wurde. Was heute anders ist

Die meisten werden sich noch sehr genau an den Beginn der Finanzkrise im Jahr 2008, und dem Zusammenbruch des Finanzinstituts Lehman Brothers erinnern. Auch wenn die Finanzkrise nun schon über 10 Jahre zurückliegt, bleibt sie in den Köpfen der Anleger, Investoren und Börsenprofis verankert. Wie in den USA eine Immobilienkrise zur Finanzkrise rund um den Globus wurde.

Wie die Immobilienkrise begann

Wenn man genau hinsieht, dann wird einem klar, dass die Immobilienkrise in den USA bereits in den frühen 2000er Jahren begann. Es war eine Zeit, in der viele Bürger Amerikas Hypothekenkredite aufnahmen um Häuser und Wohnen zu kaufen, oder zu refinanzieren. Banken und andere Kreditgeber lockten Immobilienkäufer mit niedrigsten Zinsen und flexibelsten Rückzahlungsoptionen für Ihre Darlehen. Fast jeder bekam einen Kredit für ein Haus oder eine Wohnung. Die Bonität der Kreditnehmer wurde oftmals nur unzureichend geprüft oder wurde als nicht wichtig angesehen. Schließlich hatte die Bank die Immobilie als Sicherheit. Getreu dem Motto: „Was soll schon schief gehen!“

Die Darlehensbanken hatten nach einem Ansturm auf billige Kredite eine weitere verlockende Idee, um Ihre Gewinne neben den Zinseinnahmen aus den vergebenen Darlehen zu maximieren. Sie verpackten die Hypotheken im Bündel in komplexe Finanzinstrumente, sogenannte Mortgage-Backed-Securities, MBS, die im Anschluss an Investoren verkauft wurden. Natürlich gingen die Käufer dieser MBS davon aus, dass es sich um ein lukratives Geschäft handelt. Schließlich sind Sicherheiten in Form von Immobilien vorhanden.

Doch plötzlich war es da, das Problem, mit dem niemand so wirklich gerechnet hatte. Als die Leitzinsen begannen zu steigen, wirkte sich das unmittelbar auf die Preise für Häuser aus. Die Kaufpreise fielen. Hauseigentümer konnten sich bei der Refinanzierung bzw. Verlängerung Ihres Immobilienkredites die Raten nicht mehr problemlos leisten. Die Banken fingen damit an, Darlehen abzuwickeln und Zwangsvollstreckungen einzuleiten. Auf einmal gab es durch zahlreichen Zwangsversteigerungen in den USA ein großes Überangebot auf dem Immobilienmarkt. Das führte letztendlich zu weiter fallenden Häuserpreisen. Ein Teufelskreis! Die Finanzkrise war geboren.

Der Dominoeffekt wirkte sich auch rasch auf die Finanzmärkte aus. Die zuvor von den Banken als Investment verkauften hypothekenbesicherten Mortgage-Backed-Securities fielen schnell in Ihrer Bonität. Um Verluste zu vermeiden stießen viele Investoren Ihre Wertpapiere ab. Dies wiederum belastete Finanzinstitute, die diese Papiere im Bestand hatten stark. Die Folge war eine Abschreibungswelle in Milliardenhöhe.

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Von der Immobilienkrise zum Beginn der weltweiten Finanzkrise

Die Immobilienkrise führte schließlich zu einer Finanzkrise, die sich nicht nur in den USA, sondern weltweit auf die gesamte Wirtschaft auswirkte. Im Jahr 2008 schien mit dem Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers der Höhepunkt der Finanzkrise erreicht. Innerhalb kürzester Zeit geriet die Bank in Schieflage und musste mehr oder weniger über Nacht Ihre Türen schließen. Anleger, Sparer, Investoren, viele gerieten in Panik und hatten sprichwörtlich Angst um Ihr Geld. Welche Bank würde es als nächstes treffen. Weltweit fragten sich Anleger, ob Ihr Erspartes bei der Bank überhaupt noch sicher ist.

Maßnahmen zur Eindämmung der Finanzkrise

Nicht nur die USA, sondern auch viele andere Länder versuchten, mit verschiedenen Maßnahmen, die Krise einzudämmen. Regierungen schnürten über Nacht Rettungspakete für angeschlagene Banken, gewährten Notkredite um die Liquidität einzelner Finanzinstitute zu verbessern. Das Ziel, weitere Insolvenzen bei Banken zu verhindern.

Und auch die Zentralbanken der Länder, allem voran die FED und die EZB versuchten, durch das Quantitive Easing, also die Lockerung der Geldpolitik weiteren Schaden abzuwenden. Die Geldmenge wurde massiv erhöht, und die Zinsen wurden gesenkt. Das Ziel: Die Kreditvergabe an Verbraucher und Unternehmen zu erleichtern um damit die schwächelnde Wirtschaft wieder in Gang zu setzen.

Maßnahmen zur Bekämpfung der Finanzkrise waren:

  • Garantien und Notkredite der Regierungen
  • Lockere Geldpolitik und fallende Leitzinsen der EZB
  • Regulierung von Banken hinsichtlich der Liquiditätsanforderungen
  • Reformen der G20 Staaten zur Stabilisierung des Finanzsystems für künftige Krisen

Noch im Jahr 2022 schien es, als würden die Zinsen weiterhin niedrig bleiben. Doch immer dann, wenn nicht damit gerechnet wird, kommt es anders als gedacht. Mitte des Jahres 2022 beginnen die Zinsen an den Kreditmärkten stark anzuziehen. Vom „Nullzinsniveau“ im Jahr 2022 ist im Frühling 2023 nicht mehr viel zu spüren. Das Zinsniveau hat sich binnen kürzester Zeit vervielfacht.

Neue Finanzkrise – die Bankenkrise

Kaum glaubt man, die Finanzkrise wäre überwunden, so wird man schon eines besseren belehrt. Denn die rasch steigenden Zinsen haben erneut enorme Risiken bei einigen Banken aufgebaut. Insbesondere bei den Finanzinstituten, die eine Vielzahl von Anleihen in Ihrem Bestand halten.

Durch die stark gestiegenen Zinsen am Kapitalmarkt verlieren festverzinsliche Wertpapiere wie Anleihen stark an Wert. Bei Banken, bei denen diese Assetklasse stark in den Büchern vertreten ist, kommt es zu (zunächst) hohen Buchverlusten. Abschreibungen sind die Folge. Aus Angst, es könnte zu einem Zusammenbruch kommen beginnen Anleger und Investoren damit, Ihre Gelder aus dem betroffenen Institut abzuziehen. So geschehen etwa bei der SVB, der Silicon Valley Bank. Vielen mag das Institut zuvor kein Begriff gewesen sein, aber die SVB war eine der führenden Banken, wenn es darum ging, junge Startup-Unternehmen zu finanzieren.

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Bankenkrise – Was heute anders ist als 2008

Glücklicherweise haben die Banken und Regierungen aus der Finanzkrise 2008 Ihre Lehren gezogen und diverse Mechanismen in Gang gesetzt, um eine erneute Krise entsprechend abzufedern. Das Hauptaugenmerk liegt darin, dafür zu sorgen, dass Anleger idealerweise niemals das Vertrauen in das Bankensystem verlieren. Ein Domino-Effekt, der nach einer Bankenpleite stets befürchtet wird, der soll auf jeden Fall ausbleiben. Niemand möchte einen Bank-Run!

Durch die inzwischen viel höheren Eigenkapitalanforderungen bei Banken, Versicherungen und anderen Finanzinstituten sind diese nun weitaus besser aufgestellt als noch 2008. Diverse Stresstests bescheinigen den Banken inzwischen ein solides Kapitalpolster und damit eine entsprechende Stabilität.

Und auch die Regierungen selbst haben gelernt, wie wichtig es ist, bei Anzeichen für Schwächen im Bankensystemen schnell zu reagieren. Anleger sollen möglichst umgehend beruhigt werden. Die Beruhigungspille des Staates heißt in diesem Fall „Einlagensicherung„. Der Staat garantiert die Geldeinlagen von Kunden bis zu einer gewissen Summe. In Deutschland und europäischen Ländern liegt die Grenze bei 100.000 Euro. Dazu kommt noch die freiwillige Einlagensicherung, in die Banken und Versicherungen für Ihre Kunden einzahlen. Ebenfalls zum Schutz der Einlagen.

Fazit – Bankenkrise, Finanzkrise, Immobilienkrise

Wie du siehst hängen alle Krisen, die wir in den letzten Jahren durchlebt haben zusammen. Ein Aspekt, der die Richtung vorgibt, also ob sich eine Krise ausweitet oder nicht, sind die Zinsen. Steigende Zinsen belasten Banken und Unternehmen, sind nach Ansicht der EZB und der FED jedoch notwendig, um die derzeit immer noch hohe Inflation einzudämmen.

Doch jetzt, wenn Banken wegen der steigenden Zinsen zusammen zu brechen drohen, müssten die Zinsen eigentlich wieder fallen, oder dürften zumindest nicht noch weiter steigen. Eine Gradwanderung, auf der sich die Zentralbanken derzeit bewegen. Bleibt abzuwarten, wie es weitergeht. Womöglich sehen wir demnächst auch wieder leicht fallende Leitzinsen. Außer die Inflation bleibt hoch. Zur Erinnerung: Das Hauptziel der Zentralbank EZB ist es, die Stabilität des Geldes sicherzustellen. Warten wir ab, ob sich die Zentralbanken dafür entscheiden, oder ob sie doch lieber die Wirtschaft ankurbeln um eine weitere Finanzkrise zu verhindern.

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Von Stefan von aktiengott.de

Ich beschäftige mich seit 1995 intensiv mit Aktien, der Börse und Finanzen im Allgemeinem. Mein Wissen, das ich sowohl beruflich als auch privat erworben habe gebe ich gerne an andere weiter!

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