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Geldanlage für Muslime – Was ist erlaubt?

Tagesgeld bei hoher Inflation - keine gute Idee!Bild von <a href="https://pixabay.com/de/users/usa-reiseblogger-328188/?utm_source=link-attribution&utm_medium=referral&utm_campaign=image&utm_content=1720971">Simon</a> auf <a href="https://pixabay.com/de//?utm_source=link-attribution&utm_medium=referral&utm_campaign=image&utm_content=1720971">Pixabay</a>

Muslimische Anleger haben besondere Anforderungen an ihre Geldanlagen. Das liegt daran, dass Muslime bestimmte religiöse Überzeugungen haben. Diese können durchaus Einfluss auf die Anlageentscheidungen haben, denn nicht alles ist erlaubt. So manche Geldanlage für Muslime ist sogar streng verboten. Wir haben uns genauer angesehen, welche Investitionen Menschen mit muslimischem Glauben tätigen dürfen, und welche nicht.

Wer legt fest, wo Muslime Geld anlegen dürfen?

Viele Muslime leben streng nach der Scharia. Die Scharia ist das islamische Rechtssystem. Auf diesem Rechtsystem basieren die Lehren des Korans und den Handlungen und Aussagen des Propheten Mohammed (Sunnah). In der Scharia werden allerdings nicht nur religiöse Angelegenheiten geregelt, sondern auch rechtliche oder soziale Fragen. Es ist ein umfassendes Rechtssystem für sämtliche Belange des Lebens, es bildet sozusagen die moralische Grundlage des Handelns für gläubige Muslime.

Während Du dir als deutscher, oder europäischer Investor im Grunde genommen keinerlei Gedanken darüber machen musst, wie du dein Geld investieren darfst, ist es für muslimisch-gläubige Investoren deutlich schwieriger. Wir du gleich sehen wirst aber nicht unmöglich.

Welche Themen fallen unter de Scharia?

Das islamische Rechtssystem regelt viele Lebensbereiche, darunter auch folgende:

  • das Gebetsleben
  • das Fasten
  • das Familienrecht
  • das Strafrecht
  • die Finanzen

In Ländern mit islamischer Staatsreligion ist die Scharia auch Teil des dortigen Rechtssysstems. In anderen Ländern, in denen muslimisch gläubige Menschen leben wird die Scharia als religiöses Recht angesehen.

Welche Grundsätze müssen bei der Geldanlage für Muslime berücksichtigt werden?

Nachdem die Scharia wie beschrieben auch die finanziellen Belange berücksichtigt, gelten bei der Geldanlage für Muslime verschiedene Grundsätze. An diese sollten sich gläubige Muslime halten.

Einige dieser Grundsätze bei der Geldanlage für Muslime sind zum Beispiel:

  1. Vermeidung von Zinsen (riba): Zinsen auf Kredite oder auch Geldanlagen werden als unethisch angesehen. Für Muslime kommen daher in der Regel nur Anlageoptionen in Frage, die nicht auf der Zahlung von Zinsen basieren.
  2. Vermeidung von Glücksspiel (maysir) und Spekulation: Die Scharia verbietet auch Glücksspielwetten und Spekulation. Auch diese gelten als unethisch. Ein Spielcasino oder auch Börsenspekulationen fallen für Muslime, die nach der Scharia leben damit weg.
  3. Vermeidung von Investitionen in unethische Branchen: Auch Investitionen in Firmen, die mit Alkohol, Tabak, Pornografie oder Waffen zu tun haben, sind meist nicht gestattet.
  4. Investitionen in ethische Unternehmen: Alternativ zum vorherigen Punkt können Muslime aber in nach der Scharia ethische Unternehmen investieren. Hier kommen zum Beispiel Firmen in Betracht, die sich auf umweltfreundliche oder soziale Verantwortung konzentrieren. (Gesundheitswesen, erneuerbare Energie, Bildung)
Gut zu wissen
„riba“ bedeutet im islamischen Recht soviel wie „Zins“. Zinsen werden als unethisch angesehen. Geldanlagen mit Zins sind daher nicht gestattet oder sollten vermieden werden

Es gibt durchaus auch Unternehmen und Bereiche, die im Einklang mit der Scharia stehen und damit für Muslime bei der Geldanlage nutzbar sind.

Erlaubt sind unter anderem Shariah-konforme Aktien. Aktien dieser Unternehmen sind konform mit den Grundsätzen des islamischen Rechts. Die Unternehmen vermeiden in diesem Fall jegliche Geschäfte, die mit Alkohol, Tabak oder Glücksspiel zu tun haben.

Zudem gibt es Islamische Investmentfonds. Dies Art von Investmentfonds werden im Regelfall von einem sog. Scharia-Rat überwacht. Auch hier gilt, dass der entsprechende Fonds „riba-frei“, also kompett „zinsfrei“ anlegen muss.

Eine gute Alternative für die Geldanlage von Muslimen können klassische Immobilieninvestitionen sein. Die Vermietung einer gekauften Immobilie bringt keine Zinsen sondern Mieteinnahmen. Diese sind mit den islamischen Grundsätzen vereinbar.

Und auch bei Edelmetallen ist die Scharia nicht ganz so streng. So ist etwa Gold ein beliebte Option für die Investitionen bei Muslimen. Hintergrund ist, dass es sich bei Edelmetallen um physische Vermögenswerte darstellt, die ebenfalls keine Zinsen abwerfen

Was hat es mit dem Spekulationsverbot auf sich?

Das Spekulationsverbot (Gharar) bezieht sich hauptsächlich auf das spekulieren mit kurzfristigen Investments. Daytrading mit Optionsscheinen ist daher ebenso wenig schariakonform wie etwa der Derivatehandel oder die Nutzung von CFD’s (Contracts of Difference).

Aktien hingegen können nach der rechtlichen Auffassung der Scharia durchaus gehandelt werden, eben immer mit dem Hintergrund, dass die Anlage in Aktien nicht der reinen kurzfristigen Spekulation dient. Inzwischen gibt es auch einige ETF’s, die nach den islamischen Maßstäben investieren.

Einem gläubigen Moslem wird es daher schwer fallen einfach in den MSCI World zu investieren, da der Fonds auch Firmenbeteiligungen hält, die nicht mit den islamischen Richtlinien für eine Geldanlage vereinbar sind. Einige Fondsanbieter haben den Bedarf bereits erkannt und bieten bereits Möglichkeiten an, schariakonform zu investieren. Bei der Suche nach diesen Fonds, oder ETF’s solltest Du auf die Begriffe „Sharia“ oder „Islamic“ im Namen des Produkts achten.

Dürfen Muslime Anleihen kaufen?

Doch wie sieht es eigentlich mit Anleihen aus. Schließlich zahlen Anleihen meistens einen Zins, der in der islamischen Scharia als unethisch gilt. Hier gibt es eine Besonderheit, eine Anlageform, in die auch Muslime investieren können. Die Rede ist von Islamische Anleihen, auch als Sukuk bekannt.

Diese sogenannten Sukuk sind Anleihen, die den Grundsätzen des islamischen Finanzwesens entsprechen. Der Unterschied zu festverzinslichen Anleihen, die wir kennen, werden bei Sukuk-Anleihen keine Zinsen gezahlt. Diese Anleihen basieren vielmehr auf dem Prinzip der Gewinn- und Verlustverteilung. Anleger, die in diese Anleihen investieren erhalten eine Beteiligung am Gewinn anstelle einer Zinszahlung. Allerdings werden Investoren auch an den Verlusten beteiligt, was das Risiko der Sukuk-Anleihen erhöht. Die Beteiligung am Gewinn und Verlust ist im Übrigen bei einem schariakonformen investieren vorgeschrieben.

Gut zu wissen
Sukuk Anleihen werden häufig zur Finanzierung von Infrastrukturprojekten eingesetzt. Sie werden aber auch für andere Zwecke, wie etwa die Finanzierung von Unternehmen, oder aber auch der Regierung genutzt.

In Deutschland ist es für Muslime schwierig, entsprechende Anleihen zu erwerben. Nicht viele Banken oder Finanzinstitute bieten Sukuk Anleihen zum Kauf bzw. Handel an.

Beispiele für die Ausgabe islamischer Anleihen:

  1. Dubai Islamic Bank: Die Dubai Islamic Bank hat bereits einige Sukuk-Anleihen ausgegeben. Die Bank nutzt die Anleihenausgabe, um die Kapitalbasis zu stärken und Geschäftsaktivitäten auszubauen
  2. Malaysia Sukuk Global: Auch Regierungen können islamische Anleihen ausgeben. Die malaysische Regierung hat dies bereits unter dem Namen Malaysia Sukuk Global ausgegeben. Mit der Anleihenemission werden unter anderem Infrastrukturprojekte finanziert.
  3. Goldman Sachs: Die Amerikanische Investmentbank Goldman Sachs hat ebenfalls eine islamische Anleihe ausgegeben um damit auf die Grundsätze des islamischen Rechts einzugehen.
  4. Saudi-Arabien: Auch Saudi-Arabien nutzt die Ausgabe von Sukuk-Anleihen regelmäßig, um Haushaltsdefizite zu finanzieren oder wirtschaftliche Projekte voranzutreiben.
  5. Takaful Malaysia: In Malaysi hat ein islamisches Versicherungsunternehmen eine Sukuk-Anleihe ausgegeben. Hiermit soll das weitere Wachstum des Unternehmens finanziert werden.
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Ist es jetzt sinnvoll Bundesanleihen zu kaufen?

Bundesanleihen gelten als besonders sicherere Geldanlage. Viele institutionelle, professionelle, aber auch private Anleger investieren regelmäßig in Anleihen und festverzinsliche Wertpapiere der Bundesrepublik Deutschland. Gerade Deutschland gilt mit seiner starken Bonität als sicherer Hafen. In den vergangenen Jahren warfen Anleihen des Bundes kaum eine Rendite ab. Jetzt ändert sich das jedoch. Ist es jetzt sinnvoll Bundesanleihen […]

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Prüfung von Aktien bei der Geldanlage für Muslime

Mit der sogenannten „Accounting and Auditing Organization for Islamic Financial Institutions“ (AAOIFI) gibt es seit den 1990er Jahren eine in Bahrain ansässige Organisation, die sich der Entwicklung von Standards für das islamische Finanzwesen widmet. Da auch bei der Investition in Aktien für gläubige Muslime strenge Anforderungen gelten hat die AAOIFI einen dreistufigen Prüfungsprozess entwickelt, um scharia-konforme Aktien zu finden.

  1. Financial Screening

    Beim Financial Screening werden zwei Kennzahlen genauer betrachtet. Eine davon ist die Einlagengrenze. Hier wird das Verhältnis zwischen zinsbehafteten Anlagen der Aktiengesellschaft i im direkten Vergleich zur Marktkapitalisierung des Unternehmens betrachtet. Einlage, die Zinsen abwerfen dürfen dabei 30% nicht übersteigen. Ebenso verhält es sich mit Schulden des Unternehmens, denn auch die Schuldengrenze darf 30% nicht übersteigen.
  2. Business Screening

    Beim Business Screening wird das Geschäftsmodell der Aktiengesellschaft genau unter die Lupe genommen. In welchen Geschäftsbereichen des Unternehmens werden welche Umsätze gemacht. Geschäftsfelder aus den Segmenten Alkohol, Nikotin oder auch Rüstung müssen dabei zum Beispiel kleiner sein, als 5% des gesamten Umsatzes des Unternehmens. Hierunter fallen unter anderem auch die Zinseinnahmen.
  3. Bereinigung von Einnahmen

    Kaum eine Aktiengesellschaft schafft es, einen komplett scharia-konformen Geschäftsmix zu bieten. Daher werden die Einnahmen und Gewinn von Firmen jedes Geschäftsjahr bereinigt. Im Scharia-Recht nicht gestattete Umsätze wird dabei ins Verhältnis mit den ausgegebenen Aktien gesetzt. Je nach dem, wie viele Aktien ausgegeben wurden, muss der sogeannte „nicht gestattete Umsatz“ dann gespendet werden.

Fazit – Geldanlage für Muslime

Das Thema Geldanlage wird immer wichtiger, trotzdem ist es in Deutschland noch immer sehr schwer, scharia-konforme Anlagemöglichkeiten zu finden. Klassische Anlagen wie etwa Zinsprodukte, oder auch die Spekulation an der Börse kommt für viele nicht in Frage.

Wer allerdings auf die sogenannten Sukuk-Anleihen ausweichen möchte, der sollte sich darüber im Klaren sein, dass diese Anleihen ein höheres Risiko tragen als herkömmliche Anleihen, denn der Investor ist nicht nur am Gewinn (des jeweiligen Projektes) beteiligt, sondern eben auch am Verlust.

Investments in speziell für Muslime aufgelegte ETF’s oder Fonds bieten zwar eine gute Alternative, allerdings sollten sich Anleger hier bewusst sein, dass sich die Anzahl der in solchen Fonds befindlichen Firmenbeteiligungen im Vergleich zu anderen ETF oder Fonds meist sehr reduziert. Das liegt schlicht daran, dass vom Fondsmanagement alle Firmen aussortiert werden, die nicht nach der Scharia anlegen. Ein Beispiel: Der MSCI World hat aktuell rund 1.300 Unternehmen im Fondsportfolio. Im Vergleich dazu hat der MSCI World Islamic nur etwa 400 Unternehmensbeteiligungen. Darunter leidet natürlich die Diversifikation.

Ich könnte mir vorstellen, dass auch alternative, etwas außergewöhnliche Investmentformen wie zum Beispiel Parkplatzinvestments oder die Geldanlage in Luxusuhren für Muslime in Frage kommen. Denn auch hier werden keine Zinsen bezahlt und es handelt sich, zumindest nach meinem Verständnis, nicht um eine reine Spekulation.

Übrigens, wenn du nicht streng gläubiger Moslem bist, und daher Zinsen erhalten darfst, dann solltest Du einen Blick auf das 2,00% p.a. Tagesgeldangebot von Trade Republic** werfen. Der Broker bietet aktuell attraktive Konditionen für täglich Verfügbares Guthaben an.

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Von Stefan von aktiengott.de

Ich beschäftige mich seit 1995 intensiv mit Aktien, der Börse und Finanzen im Allgemeinem. Mein Wissen, das ich sowohl beruflich als auch privat erworben habe gebe ich gerne an andere weiter!

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